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Denkanstöße von Pfarrerin und Imam

In Oberderdingen tauschen sich Gläubige über Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Religionen aus

Was kommt nach dem Tod? Dieser Frage gehen Christen und Muslime beim gemeinsamen Begegnungsabend in der Moschee in Oberderdingen nach.

Menschen sitzen in einem Kirchensaal.
Beim Kirchentreffen kommen gläubige Christen und Muslime miteinander ins Gespräch. Foto: Valerie Reimer

Muslime wie Christen vertrauen auf einen barmherzigen Gott und sprechen davon, dass jeder Mensch eine Seele besitzt. Um eben solche Gemeinsamkeiten im Glauben und um die Unterschiede ging es am Freitag beim Begegnungsabend der evangelischen Kirchengemeinde und der türkisch-islamischen Gemeinde Oberderdingen.

Ditta Grefe-Schlüntz, die Pfarrerin der Gemeinde, hatte sich dafür eingesetzt, dass die gemeinsamen Abende nach einer pandemiebedingten Pause wieder aufgenommen werden. „In Zeiten wie diesen ist es wichtig, dass wir miteinander ins Gespräch kommen, um uns zu begreifen“, sagte sie.

Die Frage nach dem Leben nach dem Tod steht im Vordergrund

So sieht das auch Ahmed Bina, Vorstand der türkisch-islamischen Gemeinde und Gastgeber des Abends, an dem eine existenzielle Frage im Vordergrund stand: Wie kann es aussehen, das Leben nach dem Tod?

Aus beruflichen Erfahrungen berichtete Pfarrerin Grefe-Schlüntz, dass der Tod auch bei Jugendlichen teils ein präsentes Thema sei, dann meist in Verbindung mit Angst und Trauer. Bei Erwachsenen rücke der Tod oft erst bei Schicksalsschlägen ins Gedächtnis.

Die Pfarrerin beschrieb bestimmte Bilder aus der Bibel, die den Menschen in der Trauer um Verstorbene Hoffnung und Trost schenken können. Es sind Bilder, wie die von einem neuen Himmel und einer neuen Erde, in der es kein Leid und keine Tränen mehr gäbe.

Die Menschen wünschen sich Ewigkeit.
 Ceyhun Sayar
 Imam

Ähnliche Bilder zeichnet auch der Koran, von denen Imam Ceyhun Sayar erzählte. „Die Menschen wünschen sich Ewigkeit“, sagte er, übersetzt durch Yeşim Karadag.

Wie diese Ewigkeit aussehen kann, haben die Menschen in beiden Religionen selbst in der Hand. In einer Redewendung, die auf den Koran zurückgeht, heißt es: „Nutze deine Gesundheit, bevor deine Krankheit kommt. Und nutze dein Leben, bevor dein Tod kommt.“

Im Islam wartet auf die Tote ein Verhör durch zwei Engel

Sprich, gute oder böse Taten im Diesseits führen im Jenseits zu jeweils unterschiedlichen Konsequenzen. Im Islam wartet auf den Toten im Grab ein Verhör durch zwei Engel. Je nachdem, was der Verstorbene im Leben erwirkt hat, öffnet sich nach einem Zwischenstop in der Zwischenwelt ein Tor in ein segensreiches oder höllisches Jenseits.

Die Zwischenwelt wird gemäß Imam als Phase verstanden, innerhalb derer eine Reinigung der Seelen stattfindet. Zumindest, sofern die nicht bereits tadellos oder aber aussichtslos verdammt seien.

Die reinen und gereinigten Seelen steigen am Tag des Weltuntergangs in das Jenseits auf, so der Glaube. Die Verdammten fahren in die Hölle. Bilder, die aus dem katholischen Glauben bekannt erscheinen.

Die Gedankenanstöße der Pfarrerin und des Imams regten am Abend den Austausch zu Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Religionen an.

Ein festlich geschmückter Saal, duftenden Lahmacun und türkisches Gebäck erwarteten die rund 35 Besucher. Für die Folgeveranstaltung im Herbst erhoffen sich die Veranstalter ein zahlreicheres Publikum. In beiden Religionen gibt es noch viel zu entdecken. 

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