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Mobilitätswende

Pforzheimer Kommunalpolitiker diskutieren über Fahrradmobilität

Neun von 17 Listen, die zur Kommunalwahl antreten, folgten der Einladung zu einer Podiumsdiskussion über die Fahrradmobilität in der Stadt. Das sind ihre Standpunkte.

Podiumsdiskussion zur Fahrradmobilität im KoKi mit (von links) Moderator Bastian Wetzke (ADFC), Christof Weisenbacher (WiP), Sabine Rabe (B90/Grüne), Florian Martens (GL), Helmut Kuntschner (Linke), Jan Gaidetzka (UB), Denise Köseoglu (Frauenliste), Yasin Gürbüz (Gerechtigkeitspartei), Thorsten Fröhlinghaus (SPD) und Moderatorin Christine Fischer (Critical Mass).
Podiumsdiskussion zur Fahrradmobilität im KoKi mit Moderator Bastian Wetzke (links) und Vertretern der Pforzheimer Kommunalpolitik. Foto: Birgit Metzbaur

Die Radverkehrsinitiative Critical Mass, ADFC Pforzheim Enzkreis und Fridays for Future haben Vertreter aller 17 Listen zur Kommunalwahl eingeladen, im Kommunalen Kino Stellung zur Radverkehrspolitik in Pforzheim zu beziehen.

Gekommen sind am Freitagabend neun. Dass diejenigen, die sich mehr Autoverkehr in der Innenstadt wünschen, nicht dabei waren, bedauerte nicht nur der SPD-Vertreter, der sich „gerne mit der FDP gestritten hätte“.

Alle Anwesenden bekannten sich zum Ausbau sicherer Radwege und des Öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV).

Grüne Forderung: Radfahrer und Fußgänger als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer wahrnehmen

Zur Einstimmung wurde die arte-Dokumentation „Wie gelingt die Verkehrswende? Metropolen in Bewegung“ von Johan von Mirbach gezeigt. Der Film dokumentiert mit Beispielen aus Barcelona, Berlin, Kopenhagen und Paris, wie Stadtplaner versuchen, ihre Städte lebenswerter zu machen. Sie setzen mehr auf das Fahrrad oder wie in Kopenhagen auf das „5-Minuten-City“-Konzept, wo Läden, Institutionen, Arbeitsplätze und der ÖPNV innerhalb von fünf Minuten zu Fuß zu erreichen sind.

Sabine Rabe (B90/Grüne) möchte, dass Radfahrer und Fußgänger endlich als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer wahrgenommen werden. Total spannend fand sie, im Film zu sehen, was passiert, wenn Verkehrsflächen anders verteilt werden. „Die Beispiele Paris und Barcelona zeigen, es ist möglich. Das könnten wir auch bei uns zu Hause haben, nicht nur im Urlaub.“

Straßenräume in Pforzheim sollen gerechter aufgeteilt werden

Florian Martens (GL) sieht in der Topografie der Stadt durch E-Bikes kein Hindernis mehr für mehr Radverkehr. Beim Innenstadtring fordere die Grüne Liste seit Jahren, dass er „nicht durchfahrbar, nur umfahrbar“ sein soll. Martens will, dass die „ganzen Blechbüchsen aus den Straßen entfernt werden“ – rein in Quartiersgaragen kommen.

Die Mobilitätswende wählen.
Christof Weisenbacher
Stadtrat (WiP)

Der einzige amtierende Stadtrat auf dem Podium, Christof Weisenbacher (WiP), fordert generell eine gerechtere Aufteilung der Straßenräume. Konkret, autofreie Zonen innerhalb des Innenstadtrings mit Mobilitätszentren an den Rändern. „Sämtliche Studien sagen, Autos aus der Innenstadt führt zu einer lebendigeren Innenstadt“.

Ein E-Bike-Verleih könne helfen, den Autoverkehr zu reduzieren. Aufgrund seiner Erfahrungen im Gemeinderat, wo derzeit der ungestörte Verkehrsfluss Priorität hat, fordert Weisenbacher dazu auf: „Die Mobilitätswende wählen“.

UB will Wandel der Innenstadt zum Lebensraum

Helmut Kuntschner (Linke) erinnert sich noch an Oberleitungsbusse, die im zehn Minuten-Takt fuhren. Er kritisiert die zu Stoßzeiten überfüllten Busse und Fahrradspuren auf der Westlichen, bei denen links Autos fahren und rechts parkende Autos behindern. Eine lebenswerte Stadt sei wichtiger als fließenden Verkehr, sagt er und fordert, Vorrang für Fußgänger, Radfahrer und der ÖPNV vor dem motorisierten Individualverkehr.

Jan Gaidetzka (UB) fordert, den Verkehrsraum gedanklich nicht als Kampfwaffe zu sehen und die Existenz des anderen zu akzeptieren. Er sei kein Freund von radikalen Änderungen, „die sorgen für Gegenradikalität und verhärtete Fronten“. Er setzt auf eine Wandlung der Innenstadt vom Handelszentrum zum Lebensraum. Beim ÖPNV müsse das Problem größer gedacht und auch die Anbindung des Umlandes an die Stadt verbessert werden.

Zur Sicherheit von Radfahrern Fahrradstreifen mit Parkstreifen tauschen

Ihre Liste steht für Sauberkeit und Sicherheit, sagte Denise Köseoglu (Frauenliste). „Frauen gehen sehr gerne shoppen und Kaffeetrinken.“ Sie bedauert, dass die Innenstadt nichts für Kinder biete, das sie zum Bleiben einlädt und fordert, die Stadt attraktiver zu machen. Von Autos in der Innenstadt will sie weg kommen.

Ebenfalls kein Freund von Radwegen, mit links Auto, rechts Parkverkehr, ist Yasin Gürbüz von der Gerechtigkeitspartei. Sein Vorschlag: den Fahrradstreifen mit den Parkplätzen am Straßenrand tauschen. Die Zerrennerstraße will Gürbüz für den Autoverkehr sperren und dafür den Innenstadtring ausbauen. Ein Attraktivitäts-Problem von E-Bikes sieht er darin, dass das Ausleihen, auch das von E-Scootern, teurer ist als bei Carsharing ein Auto zu leihen.

SPD will Datenbasis als gute Argumente für Radverkehr

Thorsten Fröhlinghaus (SPD) will den Handlungsdruck transparent machen und als Datenbasis eine digitale Karte zur Fahrradinfrastruktur schaffen, damit der Radverkehr bei Entscheidungen mitgedacht wird.

Eine Inventur der Flächen soll gemacht und die wirtschaftliche Seite beleuchtet werden: „Was kostet die Stadt ein Auto, ein Fahrrad, ein Fußgänger?“. Mit diesen Zahlen erhofft er sich gute Argumente für den Radverkehr. Als noch wichtiger erachtet er den Nahverkehr. Deshalb fordert er, dass die Busse ab 2026 wieder in die kommunale Hand kommen.

https://www.arte.tv/de/videos/096280-000-A/wie-gelingt-die-verkehrswende?trk=public_post_comment-text
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